Wanderung 29.08.2019

(Ruhrhöhenweg und Neanderlandsteig)

08:27 Uhr

Nachdem ich mein Auto im Mülheimer Stadtteil Broich stehengelassen habe, bin ich zum U-Bahnhof Schloss Broich herunter gelaufen. Hier beginnt die Tour jetzt mit der Anreise per ÖPNV. Das Wetter ist bedeckt und ca. 20° warm. Eigentlich perfekt zum Wandern. Heute morgen bin ich um 06:00 Uhr vom Platzregen draußen geweckt worden. Der hat sich zum Glück verzogen und es hat auch den Rest des Tages nicht mehr geregnet.

Schloss Broich in Mülheim an der Ruhr
In der S-Bahn

09:19 Uhr

Die Anfahrt erfolgte problemlos und ohne jede Verspätung ab Schloss Broich in Mülheim mit der 102, dem RE1 und der S6. Gelandet bin ich um 9:19 Uhr am S-Bahnhof Werden. Jetzt geht es bergauf Richtung Süden. Kurz vor der St. Ludgerus-Kirche zweigt der Ruhrhöhenweg von der Straße ab.

Am Werdener S-Bahnhof
XR steht für den Ruhrhöhenweg.
Blick über Werden

09:45 Uhr (Km: 1)

Jetzt bin ich schon deutlich oberhalb von Werden, der erste Anstieg hat mich tatsächlich schon ein bisschen ins Schwitzen gebracht. Es geht ganz schön steil hoch. Aber das sei bei dem Titel „Ruhrhöhenweg“ verziehen. Jetzt bin ich aber offenbar erst einmal auf einer Hochebene angekommen. Die Werdener Jugendherberge habe ich soeben passiert. Es könnte hier etwas ruhiger sein. Oberhalb Flugzeuge, unterhalb deutlich hörbarer Autoverkehr… Aber das dürfte sich langsam geben, wenn ich den nahen Ortsbereich verlasse.

Jugendherberge Werden

09:56 Uhr (Km: 1,5)

Auf dem Pastoratsberg unterwegs. Leider ein Stück auf einer zwar kleinen, aber gar nicht so wenig befahrenen Straße. Ich muss feststellen, dass sich die Tour im Winter vielleicht etwas mehr lohnt, wenn es einem um Aussicht geht, denn derzeit sieht man nur Bäume und nur gelegentlich mal etwas Wasser durch eine Lücke blitzen.

09:59 Uhr (Km: 1,8)

Stellenweise sind hier so kleine Häuschen am Weg, mit Fenstern, die direkt zum Weg zeigen. Könnten theoretisch Gartenhäuschen sein, stehen aber auf der Vorderseite der Grundstücke. Seltsam. Vielleicht waren da früher mal kleine Verkaufsstände oder Kioske drin, mit denen Wanderer versorgt wurden… Hier oben ist sicher schön wohnen, aber auch ganz schön einsam. Tolle große Grundstücke, aber weit herum schlicht gar nichts. Und alles hoch eingezäunt. Kann man schon verstehen…

Alter Kiosk?
Tolle Häuser hier, aber echt einsam

10:31 Uhr (Km 3,5)

Beim Abzweig vom Kutschenweg an einem Reiterhof scheinen Markierungen zu fehlen, oder ich habe sie nicht entdecken können. Nach ca. 300m kommt erst die nächste, die ich finden kann.

10:36 Uhr (Km 3,7)

Wenn ich das nächste Mal zur Brombeerzeit losziehe, dann nehme ich in jedem Fall auch eine Dose dafür mit. Die sind super lecker hier und es hängen ohne Ende herum – so viele, dass ich schon nur die auf meiner direkten Augenhöhe greife und trotzdem bestimmt ein Kilo futtere. Nur mitnehmen kann ich leider keine.

10:38 Uhr (Km 3,9)

Also der Weg hat schon seine Kontraste. Eben noch eine Straße langgelaufen (wo es vielleicht auch im Wald daneben alternative Wegführungen gegeben hätte) und jetzt tapere ich hier einen halbmeterbreiten, sehr verschlungenen Pfad mitten durch den Wald entlang. Rundherum überall pieksender Ilex, ordentlich Pfützen… aber dafür kein Auto mehr weit und breit. Auch schön!

Einsamer Weg durch den Wald

10:43 Uhr (Km 4,1)

Irgendwo im Unterholz jagt mindestens ein Hund irgendetwas größeres. Vielleicht ein Reh oder so. Aber alles weiter weg und nur hörbar. Klang aber so als ob das Reh seinen Heimvorteil genutzt hätte und entkommen wäre.

10:45 Uhr (Km 4,2)

Wenn man nicht wüsste, dass man hier auf dem Gebiet der Großstadt Essen ist, könnte man auch meinen, dass es das Sauerland oder der Schwarzwald wäre. Einsame Wege, bisher nur Gassigänger, aber keine Wanderer getroffen. Hier komme ich gerade an einem Tal im Wald entlang, wo umgestürzte Bäume als Totholz liegengelassen wurden. Sieht wild aus und bestimmt nicht nach Ruhrgebiet! Weit und breit kein Haus oder so etwas zu sehen…

Wilder Totholzwald

11:04 Uhr (Km 5,3)

Das lustige an der Bezeichnung „Ruhrhöhenweg“: Ich habe bisher die Ruhr zwei Mal oder so irgendwo zwischen den Bäumen gesehen. Und „Höhen“ würde ich wohl durch „Höhen und Tiefen“ ersetzen wollen. Es geht ständig rauf und runter! Sehr malerisch und schön, aber unter der Bezeichnung habe ich mir tatsächlich etwas anderes vorgestellt. Aktuell laufe ich am Oefter Bach entlang. Der ist mächtig braun. Man kann gut sehen, dass er noch die lehmigen Überbleibsel des Platzregens von heute früh transportiert. Aber man merkt überall, wie die Natur nach den letzten heißen Tagen aufatmet und das kühle Nass genießt. In dem Tal hier hängt die Feuchtigkeit richtig fest. Alles fühlt sich klamm an, überall tropft es.

11:11 Uhr (Km 5,7)

Was ich mir hier hin und wieder mal wünschen würde, wäre ein gelegentlicher Wegweiser mit Kilometerangaben. Ich bin hier zum Beispiel gerade über eine Brücke gekommen, die sich da perfekt für angeboten hätte. So weiß man zwar, dass man noch auf dem richtigen Weg ist (die Beschilderung würde ich insgesamt als gut bezeichnen), aber wie weit es jetzt noch zum nächsten Ort ist, diese Info bleibt den GPS- oder Kartenbenutzern vorenthalten. Und beides ist für diese Strecke eigentlich unnötig.

Allein auf weiter Flur

11:49 Uhr (Km 7,6)

Da ist er, oberhalb von Essen Kettwig: Der Wechsel vom Ruhrhöhenweg auf den Neanderlandsteig! Und prompt gibt es einen ordentlichen Wegweiser mit Kilometrierungen in beiden Richtungen. Sehr schön. Noch 14,8km bis zu meinem Tagesziel…

Hier kommt der Neanderlandsteig dazu.

12:29 Uhr (Km 9,7)

Der erste Teil des Neanderlandsteigs gefällt mir schon einmal deutlich besser als der Ruhrhöhenweg. Ist echt ne andere Hausnummer. Viel mehr Wegweiser, schönere Strecken. Das konnte man eben sogar im direkten A-B-Vergleich sehen, da liefen nämlich beide Wege ein Stück parallel. Nur halt der Ruhrhöhenweg die Straße lang und der Neanderlandsteig direkt 50m oder so daneben durch ein Waldstück. Die kräftig rot leuchtenden Markierungen kann man auch richtig gut auch aus der Entfernung erkennen. Teilweise sind diese sogar an ebenfalls roten „Pfählen“ befestigt, die man dann aus der Nähe als Insektenhotel identifiziert! Tolle Idee!

Insektenhotel als Wegweiser

Und prompt wird auch mein Wunsch nach Aussicht erfüllt! Ich bin eben an einem tollen Aussichtspunkt vorbeigekommen, mit Blick die Ruhr hinauf, nach Kettwig und sogar bis nach Mülheim. Klasse, ich hatte keine Ahnung, dass es so etwas hier gibt. Obwohl ich schon zig Mal ganz in der Nähe mit dem Motorrad vorbeigekommen bin.

Blick Richtung Werden
Blick über Kettwig Richtung Mülheim

Jetzt wundere ich mich ein bisschen über den Weg, weil er offenbar östlich von Kettwig verläuft statt westlich wie erwartet. Aber gut, machen wir noch einen Schlenker! Die Richtung stimmt in jedem Fall. Hier ist der Weg jetzt ziemlich klein und führt steil den Berg hinab. Bisschen matschig und zugewachsen hier, aber sehr hübsch! Wieder dieser Schwarzwald-Effekt. Und jetzt ist auch endlich die Sonne richtig draußen. Sofort dampft alles…

12:31 Uhr (Km 9,8)
So Ecken mag ich ja! Immer noch auf dem beschriebenen matschigen Pfad sind hier mitten im Wald auf einmal Trittstufen aus eingeritzten Baumscheiben auf dem Weg. Sehr angenehm, es ist nämlich ohne ganz schön rutschig.

Die Baumscheiben kamen unerwartet. 😀

13:45 Uhr (Km 13,5)

Kettwig ist erreicht! Die letzten paar Kilometer ging es noch mal richtig rauf und runter. Ein kurzes Stück habe ich den Neanderlandsteig verlassen und bin stattdessen am Stausee entlang gelaufen. Auch schön! Aber jetzt bin ich wieder auf dem Weg und zwar direkt an der wunderschönen Rindersberger Wassermühle. Hier habe ich dann mal eine kurze Mittagspause eingelegt und ein bisschen was gegessen. Und jetzt stehe ich hier vor dem nächsten Wegweiser: Noch 10km bis nach Selbeck!

Kettwiger Stausee
Rindersberger Mühle

14:21 Uhr (Km 15,4)

Schon faszinierend. Am Rand von Kettwig geht es hinter einem kleinen Parkplatz am Wald auf den Steig und sofort ist es so, als wenn man ganz weit weg von aller Zivilisation wäre. Ein schmaler Pfad, weder Häuser noch Menschen in Sicht. Nur die Flugzeuge in der Einflugschneise des Düsseldorfer Flughafens nerven ein wenig. Die kommen hier wirklich im Minutentakt drüber.
Ein kurzes Stück des Weges laufen jetzt Neanderlandsteig und Ruhrhöhenweg wieder zusammen, aber das trennt sich gleich sicher wieder. Bald müsste Schloß Landsberg kommen.

Der „Schwarzwald-Effekt“

14:27 Uhr (Km 15,7)

Hier war mal wieder ein Wegweiser, der mir mitteilte, dass es zum Schloss Landsberg nur noch 600m sind – und nach Selbeck nur noch 6,3km! Das schaffe ich locker. Ein größerer Anstieg steht noch bevor, aber dann geht es ziemlich auf der Höhe entlang. Läuft!

15:05 Uhr (Km 17,5)

Schloss Landsberg war vom Weg aus nur durch die Bäume zu erahnen, ich hatte aber auch keine Lust auf einen Abstecher. Bisschen blöd, dass man direkt danach fast ganz bis ins Tal runter musste, um das Tal zum nächsten Aufstieg überqueren zu können. Und da ging es wieder ganz schön rauf! Joa, „Steig“ eben, ne?
Jetzt habe ich gerade die besonders bei Motorradfahrer beliebte Straße „Esel“ überquert (die einzigen Serpentinen im direkten Nahbereich von Mülheim). Das sollte es jetzt im Großen und Ganzen gewesen sein mit Steigungen. 4,4km nach Selbeck sagt der Wegweiser.

15:46 Uhr (Km 19,7)

Zweite Fresspause, dieses Mal an einer Pommesbude direkt am Weg. Die Portion hab ich mir jetzt aber auch verdient!

Lecker Pommes!

16:07 Uhr (Km 20,1)

Was für ein Kontrast nach leeren Wanderwegen und kleinen Straßen! Ich überquere die A52. Rushhour. Ordentlich Verkehr…

A52-Querung

16:35 Uhr (Km 21,8)

Ziel erreicht! An der Haltestelle Stooter Straße in Mülheim-Selbeck konnte ich noch ohne Hektik einen Bus kriegen, der mich sogar ohne Umsteigen auf wenige Meter an mein morgens geparktes Auto heranbrachte. Was will man mehr? Es war eine schöne Tour, die ich wirklich empfehlen kann.

Zeit gesamt 05:52
Strecke 21,8 km
Durchschnitt mit Pausen 3,7 km/h
Aufstieg 440 m
Abstieg 440 m

Wer mag, kann sich hier meine Strecke ansehen und auch ein GPX-File herunterladen.

Zur Ausrüstung: Da es nur um eine Tageswanderung ging, hätte ich das meiste eigentlich zuhause lassen können. Es ging mir aber darum, schon einmal einen Testlauf für längere Touren zu machen und so habe ich einiges an Extragewicht eingepackt. Unter anderem 4 Liter Wasser zusätzlich zu meiner 0,6 Liter Sigg-Flasche, die ich griffbereit hatte, oder auch meine Spiegelreflex, die ich nicht rausgeholt habe. Auch Regenjacke und -Hose habe ich zwar mitgeschleppt, aber nicht benötigt.

Mein Rucksack ist ein schwedischer LK 35 SJ, ein Armeerucksack (für Sanitäter) mit Außengestell. Leicht ist er mit 2,5kg nicht, aber er trägt sich hervorragend. Vor allem ist der Rücken durch das Außengestell immer gut belüftet. Einzig ein paar Außentaschen wären noch praktisch.

Bei den Schuhen werden klassische Wandervögel jetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Ich bin nicht in derben Lederstiefeln, sondern in Barfußschuhen Modell Taube der Firma Wildling Shoes gelaufen. Das würde ich jetzt nicht für jede Tour empfehlen (insbesondere für groben Kies oder richtig holperige Waldwege ist es eher nix), aber für die von mir gelaufenen Wege war es absolut perfekt und ich habe mir nicht einen Moment einen anderen Schuh gewünscht.

Die Barfußschuhe haben sich bewährt…
…und Spuren hinterlassen. 🙂